Wednesday 22 June 2016

Michael Lukas, "Tomorrow never comes", Gerberhaus Fehring, Exhibition text, January 2016

What is left if you take Francis Bacon’s bodies out of the painting? Where are the forces he indirectly depicts through the crushing, withstanding but somewhat obeying bodies? These forces are revealed by the distortion of the flesh that is suffering the pressure, they are shaping the mass they have met by chance. Michael Lukas’ paintings have this eerie quality: forces seem to lurk in them, just waiting for a body to appear. To, by chance, get lost into the space Lukas painted. Lost is the proper term, for the entire construct becomes twisted in Lukas’ hands. Logical principles obviously have been applied, but what is the front... and the back within this utterly confusing space?

His repertoire is quite broad, taking us from Bacon’s emptied, contorted spaces to Mondrianesque squares devoid of their colour to what seem to be the remnants of Andy Warhol’s flowers, as if Warhol’s removal from immediacy has been taken to an extreme. The flowers are layered over a grid, which appears repeatedly in Lukas’ works.
The grid, a form we are surrounded by extensively in our everyday lives, served artists from the modern period up to now as the perfect vehicle into a semiotic and narrative void. Lukas welcomes this blank zone and let’s intuition guide him while the work crystallises.
He often uses found material detected at the buildings he is having his studio at that particular moment in. Currently, in December 2015, he is working in a former office space where he found the carpet, for example, to be fit for a substratum, which he painted on with priming colour he found right there as well. The environment he is working in is always a major influence, he states. Using parts of the carpet series as an installation on the floor at the exhibition, he transports the ghost of this former office located in Vienna.
Applying rabbit-skin glue as foundation, masking sections with duct tape, dusting pigment particles over the surface, using oil paint and primer white as well as crayons makes for an intriguing medley of surprising and original materials. The mix of print, drawing and painting reveals the mechanical elements in Lukas’ approach. In combination with automatism, reminiscent of the techniques employed by Surrealists as well as artists such as Jackson Pollock  – letting us trace Lukas’ spontaneous bodily movements and tune in to his emotional outbursts – his works become a stage buzzing with seeming contradictions he appears to merge effortlessly. Significant is that even those works of his that are rather not as crammed as some still have their entire surface covered, from corner to corner.
Apparently, his ever-changing interests unfold as a journey across modernism and post-modernism, bridging different movements with ease.

                                                                            
Was bleibt, wenn man die Körper Francis Bacons aus dem Bild nimmt? Wo sind die Kräfte, die er durch die zerdrückten, Widerstand leistenden, aber doch irgendwie gefügigen Körper indirekt darstellt? Diese Kräfte werden durch die Verzerrung des diesem Druck unterworfenen Fleisches offengelegt, sie formen die Masse, auf die sie zufällig treffen. Die Gemälde von Michael Lukas haben diese unheimliche Qualität: In ihnen scheinen Kräfte zu lauern, die nur darauf warten, dass ein Körper auftaucht – um sich dann zufällig in dem von ihm gemalten Raum zu verlieren. Verlieren ist das richtige Wort, verdreht sich doch das gesamte Konstrukt unter Lukas’ Händen. Offensichtlich sind logische Prinzipien zur Anwendung gelangt, aber was genau ist in diesem äußerst verwirrenden Raum vorne und hinten?

Die Bandbreite von Lukas’ Repertoire ist groß, spannt sich von Bacons geleerten, verzerrten Räumen über mondrianeske, ihrer Farbe beraubte Felder bis zu sich wie Reste von Andy Warhols Blumen anmutenden Elementen, die den Eindruck vermitteln, dass sie Warhols Absage an Unmittelbares zum Äußersten treiben. Die Blumen liegen über einem Raster, wie er in Lukas’ Arbeiten wiederholt vorkommt.

Der Raster, eine Form, die uns im Alltag weithin umgibt, diente Künstlern von der Moderne bis heute als perfektes Mittel der Erkundung einer semiotischen und narrativen Leere. Lukas begrüßt diese leere Zone und lässt sich durch seine Eingebung leiten, während die Arbeit Form annimmt.

Häufig verwendet er Materialien, die er in den Gebäuden findet, in denen er gerade sein Atelier hat. Zurzeit, im Dezember 2015, arbeitet er in einem ehemaligen Büro, wo er zum Beispiel auf den Teppich stieß, der sich als unterste Schicht für seine Arbeit anbot, die er mit einer ebenfalls dort entdeckten Grundierung bemalte. Die Umgebung, in der Lukas arbeitet, stellt, wie er sagt, einen wichtigen Einfluss dar. Indem er Teile der Teppichserie in der Ausstellung als Bodeninstallation zeigt, übernimmt er den Geist dieses ehemaligen Wiener Büros in seine Arbeit.

Mit Glutinleim als Grundlage, dem Abdecken von Abschnitten mit Klebeband, dem Aufbringen von Pigmentpartikeln auf die Oberfläche sowie der Verwendung von Ölfarben, weißer Grundierung und Buntstiften ergibt sich ein faszinierender Mix überraschender und origineller Materialien. Die Kombination von Druck, Zeichnung und Gemälde macht die mechanischen Elemente von Lukas’ Ansatz sichtbar. In Verbindung mit dem Automatismus, der an die Techniken erinnert, deren sich die Surrealisten und Künstler wie Jackson Pollock bedienten, und uns Lukas’ spontane körperliche Bewegungen verfolgen und auf seine Gefühlsausbrüche einstellen lässt, verwandeln sich seine Arbeiten in eine von scheinbaren Widersprüchen schwirrende Bühne, die er, so wirkt es, mit Leichtigkeit aufhebt. Bemerkenswert ist, dass selbst seine weniger vollgepackten Arbeiten eine von einem Ende zum anderen durchgängig bedeckte Oberfläche aufweisen.

Seine sich stets ändernden Interessen scheinen sich in Form einer Reise durch die Moderne und Postmoderne zu entfalten, welche mühelos Brücken zwischen den verschiedenen künstlerischen Strömungen schlägt.

                                                                             

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